Wir können uns nicht „einfach so“ von unseren Gedanken lösen, während wir durch den Tag gehen. Sogar nachts befassen wir uns hin und wieder mit ihnen. Wir denken über Themen nach. Wir lösen Probleme (und kreieren welche), wir sind mit Konzepten und Strategien befasst. Wir sind „im Verstand“ und dieser beschäftigt uns nur zu gerne.
Bewusste Lebenspraxis ist ein Weg, uns von dieser Anspannung des Denkens zu lösen, um in einen anderen „State of mind“ zu gelangen. In einen Zustand, in dem sich das Feld der Möglichkeiten für uns öffnet. Was genau meint das nun? Ich sag’s mal so: Wir geben unser Bedürfnis nach Gewissheit und Sicherheit auf. Wir üben uns darin, nicht wissen zu müssen, nicht wissen zu wollen. Wir öffnen uns für das, was wir nicht wissen.
Denn: Wie sieht das Leben aus, wenn wir es nicht mehr wissen müssen? Denn, das nur am Rande bemerkt, führt ja auch dazu, dass wir allzu starre Pläne schmieden und bei unserem Tun alle erdenklichen Eventualitäten berücksichtigen. Vor Jahren las ich den Spruch, „Allzu oft, wenn wir Pläne schmieden, fällt das Leben vor Lachen vom Stuhl.“ Und zwar nicht aus Schadenfreude, sondern weil wir oftmals einfach die Fülle der Möglichkeiten nicht sehen, die außerhalb des bisher Erlebten liegen. Doch wenn’s um Pläne geht, da sind wir verkopft, verstockt und manchmal auch einfach stur. Aber das Leben spielt größer als wir und lebendig wird’s dann, wenn wir uns hingeben.
Wenn wir nicht alles wissen wollen, es "besser wissen", uns nicht mit dem Wissen identifizieren, dann verändert dies unsere Haltung. Und führt uns zu einer neuen Aufgeschlossenheit, Neugier und vor allem zu einer gewissen Demut gegenüber dem Leben selbst. Demut im besten Sinne, denn: Das Leben ist so komplex und multidimensional, schlicht von überirdischer Intelligenz – was kann ich angesichts dessen schon wirklich wissen?
In der Folge greifen wir eben nicht mehr nach allzu einfachen Lösungen, den naheliegenden oder „schon immer so gedachten“, noch halten wir bloß an Ideen und Konstrukten fest, um Sicherheit zu spüren. Wenn wir uns also für das interessieren, was wir nicht wissen, als für das, was wir wissen … dann öffnen wir den Raum für Mehr. Denn aus dieser Haltung heraus wächst die Fähigkeit, klarer zu sehen, besser beurteilen und entscheiden zu können und deutlich kreativere Lösungen zu finden.
Die Bereitschaft, nicht zu wissen und unsere Hingabe an das Leben verändern schließlich unser Wissen: Denn es verbindet uns mit einer tiefen Quelle der Weisheit, die jede Facette unseres Lebens beeinflusst.